Tania Cross, FAMED, Katharina Merten, NYT, Jochen Plogsties, Robert Seidel, Martin Wöhrl, Arthur Zalewski: 12"
26. Juni – 25. Juli 2015
Eröffnung:
26. Juni, 18:00 – 21:00 Uhr
12″
Acht künstlerische Positionen zeigen Arbeiten unter einer Überschrift, das Feld auf dem sie sich bewegen reicht aber weit über die LP selbst hinaus. Pop-Musik als Produkt des 20. Jahrhunderts, definiert sich nicht nur über die Musik selbst, emphatische, visuelle und performative Komponenten spielen eine mindestens ebenso große Rolle. Dieser Rahmen wird hier von den verschiedenen Akteuren auf die je subjektive Weise analysiert und in Szene gesetzt.
Tania Cross (New York) verbindet in Filzstift-Zeichnungen ihren künstlerischen Ansatz mit dem Zweck, die Arbeiten auch als Konzert-Plakat für ihre eigenen musikalischen Auftritte zu nutzen. Ähnlich wie in den 90ern von Independent Bands wie Bikini Kill oder Le Tigre (Riot-Grrrl-Bewegung) Plakate und Flyer collagiert wurden, sind auf Cross’ Blättern die wichtigen Daten punk-stylish zusammengefasst.
Bei „The Dark Side Of The Moon“ von Famed (Leipzig) steht man einem ungelenken, runden Neonkreis gegenüber, der leuchtet und gleichzeitig schwarz ist: Ein simpler Gegensatz, der hier das Spannungsfeld eröffnet. Melancholie und Sehnsucht als typische emotionale Aggregatzustände in der Sprache des Pop.
In Katharina Mertens (Leipzig) „inverted collection“ liegt der Schwerpunkt auf der Überführung eines Produktes der Musikindustrie in den Kontext der Bildenden Kunst. Das Massenmedium Schallplatte wird im Arbeitsprozess zu einem Unikat, indem es durch den Druckvorgang zerstört wird. Die Titel der ausgewählten Pop-Singles wie „Little Lies“, „We Don’t Have To Take Our Clothes Off“, „Heroes“ oder „Enjoy The Silence“ sind für den Betrachter lesbar und öffnen beim Wiedererkennen sofort eine persönliche Verbundenheit. Die Musik kommt beim Lesen.
Das Label NYT sieht sich als Schnittstelle zwischen Musik und bildender Kunst und zeigt in der Ausstellung eine Zusammenarbeit zwischen dem DJ Jan Barich alias Map.ache und dem Maler David Schnell.
Der Maler Jochen Plogsties (Leipzig) führt bereits existierende Motive wieder auf. Dabei greift er sowohl auf Ikonen der Kunstgeschichte, oder wie hier, auf ein Plattencover zurück und geht Fragen des Reproduzierens, der künstlerischen Wurzeln und gegenwärtigen visuellen Strategien auf den Grund.
Robert Seidel (Leipzig) extrahiert grundlegende Muster von Soul-, Funk- und Ska-Plattencovern. Die Komposition adaptiert er – wie hier bei Madness – wiedererkennbar. Die Details sampelt, scratcht und loopt er frei zusammen.
Martin Wöhrl (München) verwendet vorgefundene Plattenhüllen und reduziert deren Erkennungs- und Stilmerkmale, bis es schwer wird festzustellen, welche Art von Musik (Country, Klassik, Schlager) das Cover ursprünglich kommunizieren sollte. Zurück bleiben die fast reinen Farben und Formen aufeinander gedruckter Quadrate.
In den Siebdrucken von Arthur Zalewski (Leipzig) sind Versatzstücke populärkultureller Resonanzräume freigestellt und als Raster übereinandergelegt. Varianz und Wiederholung, die Siebdrucke geben den Beat eines unhörbaren Liedes wieder.