Maya Schweizer: I, an archeologist
12. März – 12. April 2014
Eröffnung:
12. März, 18:00 – 21:00 Uhr
Signaturen historischer Ereignisse in den öffentlichen Räumen der Gegenwart verlagen den Betrachtern ab, eine Haltung einzunehmen. Denkmäler, heroisierend oder glorifizierend, liefern eine Interpretation des Geschehenen bereits mit.
In Maya Schweizers Film “ I, an archeologist“ probt eine junge Archäologin gemeinsam mit einem Lichttechniker eine Führung durch die historischen jüdischen Katakomben Roms. Das Referat bleibt fragmentarisch, in die Ausführungen mischen sich Anweisungen an den Techniker, der die Situation ebenfalls nur punktuell ausleuchtet. Ein Gesamtbild stellt sich nicht nur nicht ein, es wird in Schweizers Film gradezu vermieden. Das Verständnis von Geschichte, so zeigt sich, ist abhängig von den Bedingungen ihrer Vermittlung. Die junge Archäologin demaskiert darüber hinaus noch ihre eingene Rolle: „I am an actress“ / „Ich bin eine Schauspielerin“. Die Stichhaltigkeit ihrer Interpretation tritt zurück hinter die viel allgemeinere Frage, wie sich zwischen Gegenwart und Geschichte Wahrheit nicht nur erfahren, sondern auch erzählen lässt.
Ein zweiter Film in der Ausstellung zeigt den öffentlichen Park der Villa Torlonia, unterhalb derer sich einige der Katakomben befinden. Die Kamera beobachtet, tastet ab, zeigt Ausschnitte und Totalen aus verschiedenen Perspektiven. Gefundene Filmsequenzen und zeitgenössisches Material überlagern sich zu einem Portrait der Villa, das seine Motive ebenfalls nicht offen legt.
Der Dialog beider Filme in der Ausstellung liefert Hinweise, dass auch die Villa Torlonia selbst ein Puzzelteil aus der Geschichte ist, das nach einer Einordnung verlangt. Maya Schweizers Arbeiten fordern genau eine solche Kontextualisierung heraus, ohne eine Interpretation jedoch vorweg zu nehmen.
– Arne Linde