Matthias Hamann: YOU WOULD

03. März – 25. April 2015

Eröffnung:

03. März, 18:00 – 21:00 Uhr

„You Would“ ist ein Fotobuch von Matthias Hamann. Einhundert Bilder arrangieren sich zu einem Tableau, das von Nähe und Authentizität spricht, von queerem Underground, intimen Momenten und dem Körper als Medium menschlichen Interagierens.
Matthias Hamann hat in Berlin, Paris und New York fotografiert, in Clubs oder im Studio, irgendwo draußen in der Natur, in Museen und in Gärten. Menschen meist, oft Gesichter, nah heran gezoomt, porentief und intim, zeigt er in einer vollkommenen Offenheit, fast Wehrlosigkeit. Manchmal ein männliches Dekolleté, mehr vom Körper oder mehrere. Die Protagonisten in Hamanns weit aufgefächerter Bildwelt sind maskulin, feminin, queer und entstammen den unterschiedlichsten Teilen der Welt. Sie sind offensiv oder scheu, verkleidet oder nackt oder alles auf einmal. Überall ist zu spüren, welche Nähe zwischen Fotograf und Fotografierten herrscht, Hamann ist Teil der ihn umgebenden Szene genug, um Vertrauen zu genießen und gleichzeitig distanziert genug, um die Kamera zu führen. Bilder von unglaublicher Intimität entstehen, die Haut ist fast zu riechen, die Schminke färbt vielleicht noch ab. Ein paar Seiten weiter: Ein Knabe mit schmerzverzerrtem Gesicht und Drama in der Pose ist nicht aus Fleisch und Blut. Er ist Jahrzehnte, Jahrhunderte alt, in Stein gemeißelt und steht im Museum. Und er drückt mit ganzem Körper Emotionen aus, die so alt und so universell wie die Menschheit sind: Sehnen, Zweifeln, Warten, Hoffen, transportiert durch Geste und Mimik. Dieser Ausdruck überdauert, nicht nur die Zeit, sondern auch alle Grade der Verkleidung, der Verstellung und der Mimikri.
Indem Hamann in „You Would“ die schrillsten und verletzlichsten, die zarten und die harten Posen in Beziehung setzt, legt er frei, wie allgemein gültig und dabei lebensnotwendig die Sprache der Körper, die Interaktion und die Begegnung sind. So falsch die Federn sind, so authentisch sprechen sie von dem Bedürfnis, sich schmücken zu wollen und zu überzeichnen. Falsch wäre nur, sich dem nicht auszusetzen, allein zu bleiben unter einem fahlen Mond, der im Buch doch auch mal melancholisch flau am Himmel steht. Die Selbstporträts von Hamann sprechen eine ebensolche Sprache. Subjektiv ist jede Selbstwahrnehmung, subjektiv auch die Erkenntnis jeden Gegenübers.
–Arne Linde