Jochen Plogsties: vor Tizian nach Monet

24. April – 5. Juni 2021

Eine Frau sitzt mit aufrechter Haltung in einem Säulengang. Das grüne Kleid fließt an ihrem Körper herab, das Gesicht nur skizzenhaft, aber ihre stolze Ausstrahlung wirkt mit ganzer Kraft. Es ist das Bild einer Königin. Auf einer anderen Leinwand wölbt sich eine Holzbrücke im grünen Farbenmeer. Darunter Seerosen, Flecken in pulsierendem Bunt.
Was sehen wir, was haben wir wiedererkannt? Greta Thunberg und Monet? Es sind Affekte mit denen Jochen Plogsties spielt – bewusste Assoziationen. Die Vorbilder, seien es altmeisterliche Ikonen, Hauptwerke verschiedenster kunsthistorischer Epochen oder Darstellungen aus Magazinen, sind Anleihen, die in etwas Eigenes, vollkommen autarkes verselbständigt werden. Die erste Impression wird zur Auflösung getrieben und in verschiedene Ebenen des Raums, der Zeit und des Seins aufgefächert. Die offensichtlichste Doppeldeutigkeit bilden die Raster, die Jochen Plogsties über oder unter seine Bilder legt. Diese sind mal mehr und mal weniger bestimmend in der Komposition, immer aber Scharnier zwischen Assoziation, Irritation und individueller Wahrnehmung.
Es scheint unmöglich, alle (Bild-)Ebenen zu (be)greifen. Wie bei zwei sich parallel gegenüberstehenden Spiegeln öffnet sich ein unendlicher Raum. Was letztlich zentral wird ist die Durchlässigkeit der Welterfahrung, die sich in Jochen Plogsties Bildern spiegelt. Kein Kleid, keine Brücke, kein See – sondern reine Farbe und ein unendliches Spiel mit Erinnerungen, subjektiver Imagination und kollektiver Gegenwart.

 

Jochen Plogsties (*1974 in Cochem an der Mosel) lebt und arbeitet in Leipzig.

1999 bis 2003 Studium an der Akademie für Bildende Künste der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, von 2003 bis 2006 Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) Leipzig bei Prof. Arno Rink. 2008 Meisterschülerabschluss bei Neo Rauch. Er erhielt 2011 den Kunstpreis der Leipziger Volkszeitung begleitet von einer Einzelausstellung im Museum der bildenden Künste (MdbK), Leipzig. 2009 das Präsenzstipendium am ISCP in New York. 2014 „Küsse am Nachmittag“ in der Kestnergesellschaft, Hannover, 2018 „Only Lovers Left Alive“ im Colletors Room, Hamburg, 2019 „Yang Chen“ im Brandenburgischen Landesmuseum für Moderne Kunst, Packof, Frankfurt / Oder sowie zahlreiche weitere Einzel- und Gruppenausstellungen.