Harry Hachmeister & Jonas Monka: Someone like me

2. September – 14. Oktober 2023

Der Titel der neuen Ausstellung von Harry Hachmeister und Jonas Monka ist einem Text Lou Soullivans entlehnt: „I wanna look like what I am but don’t know what someone like me looks like”. „Someone like me“ wirft Fragen auf, die wir nicht nur auf das Gesehene, sondern auch auf uns selbst beziehen. Wer bin ich auch im Bezug zum Gegenüber? Wie unterschiedlich und wie gleich?

Hachmeister und Monka widmen sich intensiv dem menschlichen und nicht-menschlichen Körper. Hachmeister arbeitet intuitiv und lässt seine Figuren sich im Raum entwickeln. Fortlaufend entstehen dabei neue Formen, in denen sich immer etwas von ihm wiederfindet. Der Künstler arbeitet seit ein paar Jahren mit Keramik. In seiner Residenz am EKWC entwickelte er eine neue Formensprache. Die Objekte werden nicht mehr komplett glasiert, sondern erzählen nun den Entstehungsprozess mit. 

Jonas Monka arbeitet stark konzeptionell. „Time Recording Equipment“ ist ein fortlaufendes Archiv mit eigenen Körperabdrücken in Ton. Gleichzeitig dokumentiert es die Berührung zwischen Ton und Haut. So wird auch der Begriff des Archivs hinterfragt. Die Farbigkeit der Objekte bringen diese wieder ins Jetzt, da sie stets einzigartig im Moment existiert, je nach Betrachtungswinkel und Lichteinfall. 

Die Objekte beider Künstler überschreiten spielerisch Grenzen, vereinen Gegensätze, verweisen auf ihren Entstehungsprozess und führen uns so die Absurdität von binären Denkweisen vor Augen.

„Someone like me“ eröffnet auch die Frage nach dem „me“, dem Ich an sich. Die Arbeiten zeigen vor allem eins: das Ich an sich gibt es nicht. Es ist stets in Transition und in der Bewegung auf sich zu, gerade diese Fluidität lässt Spannung erst entstehen. Hachmeisters Arbeiten sind gezeichnet von dieser Mehrdeutigkeit. Seine Katzen und Teller sind stets beides: zwei- und dreidimensional. Wo Hachmeister Unterschiedliches zu Einem macht, zeigt Monka das Unterschiedliche in Einem, wie z. B. in der Werkreihe „Clayfuckin“, bestehend aus sechs Abdrücken seiner Vulva, die insgesamt den Verlauf eines Orgasmus zeigen. Die Ausstellung zeigt einen dieser Abdrücke als Fotografie. Der hochaufgelöste Druck ermöglicht die Spuren kleiner Hautfältchen und Härchen auf der Keramik zu erkennen. Eine Perspektive, die am reinen Objekt nicht möglich wäre. 

Eine Verbindung im Raum schaffen vier zentral positionierten Arbeiten. Zwei „Hybride Hantelfiguren“ von Hachmeister und zwei Figuren von Monka, die seinen Vornamen Jonas tragen, wirken wie mitten im gemeinsamen Tanz angehalten. Monkas skulpturale Selbstportraits thematisieren die Umkehrung von Subjekt und Objekt, die der Betrachtung des eigenen Spiegelbilds innewohnt. Hachmeisters Hanteln erzählen von Körperbildern, wie sie sich formen und dass sie gestaltbar und veränderlich sind. 

Im Tanz hier innezuhalten gibt uns als Betrachtenden Zeit und Raum der Frage nachzugehen, wer wir sind und wem wir ähneln. Die Doppeldeutigkeit des Ausstellungstitels entfaltet sich: Ist da jemand wie ich? Liked mich jemand? Wenn wir Hachmeister und Monka fragen: Vermutlich beides. 

[Text: Hanna Thuma 2023]

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