Franziska Holstein, Robert Seidel: Shift

16. Januar – 27. Februar 2016

Eröffnung:

16. Januar 2016, 11:00– 21:00 Uhr

In der Ausstellung Shift stehen sich zwei Positionen gegenüber, die bereits 2012 anlässlich der Stipendiatenausstellung des Else-Heiliger-Fonds der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin gemeinsam präsentiert wurden.
Franziska Holstein zeigt zwei neue Arbeitsserien, die 2015 entstanden sind. In einem großen Block mit 50 gehängten Bildern präsentiert sich die Arbeit o.T. (52) im Ausstellungsraum. Das Papier, so wie es in den Rahmen sichtbar ist, macht den Anschein, als hätte es durch den Malprozess seine Stofflichkeit verändert. Fast wirkt es ledrig oder textil. Holstein begreift ihre künstlerische Arbeit nicht als Suche nach einer konkreten Bildkomposition, sondern als Folge von Handlungen, wie dem Grundieren der Oberfläche oder dem Ausschütten von Farbe. Dementsprechend tritt bei den einzelnen Arbeiten, wie auch bei den gegossenen Farbklecksen in ihrer runden Rahmung, das geschichtete Material in den Vordergrund.
Franziska Holstein (geb. 1978) hat an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) in Leipzig bei Arno Rink und Neo Rauch studiert. Sie ist Preisträgerin des Kunstpreises der Sachsenbank (2012), sowie zahlreicher Arbeitsstipendien (Konrad-Adenauer-Stiftung (2012); Citè Internationale des Arts, Paris (2013); Grafikwerkstatt KKV Malmö (2015)). Mit ihrem Fokus auf ein persönliches Farbspektrum und der Komposition von immer neuen geometrischen Formen, hat sich Holstein bereits im Studium mehr und mehr von der Figuration distanziert, beziehungsweise die Figur nur noch als Ausgangspunkt für ihre abstrakte Bildgestaltung verwendet. Die Collagen aus den Jahren 2012 und 2013 bilden schließlich im Umgang mit den Ingredienzen Farbe und Form die vordergründig konzentrierteste Reduktion. In bis zu 260 Teilen starken Tableaus konjugiert Holstein mit wenigen Mitteln das Formenrepertoire eines einzelnen Bildes durch und stellt der zuvor praktizierten Gleichzeitigkeit eine zeitliche Linearität gegenüber. Alle Arbeiten verbindet eine gemeinsame Sprache.
Robert Seidel stellt den Farbschichten von Holstein einen anderen Umgang mit dem Spiel zwischen Figuration und Abstraktion entgegen. Seine Leinwände verweisen auf der erzählerischen Ebene auf ein 1989 veröffentlichtes Computerspiel „Prince of Persia“. Ob auf kleineren Arbeiten im Detail oder in der Zusammensetzung verschiedener Levels auf einem Bild, erinnert die Darstellung an das grobgepixelte frühe Videospiel, das nicht nur die geschichtliche Referenz einer Generation und damit eine authentische Zeitzeugenschaft archiviert, sondern auf der formalen Ebene geradezu prototypisch Robert Seidels Gestaltungsvokabular repräsentiert. Seidel (geb. 1983) beschäftigt sich seit seinem Studium an der HGB bei Neo Rauch mit Themen, die sich auf sein unmittelbares persönliches Umfeld beziehen. Angefangen bei ganzen Straßenzügen seiner Heimatstadt Grimma, bei der er Haus für Haus auf Leinwand dokumentierte, hat er das Themenspektrum anhand seines subjektiven Wertesystems sukzessive erweitert. Die Bildgegenstände verhandeln heute ebenso Erfahrungen und Erinnerungen, wie soziale und kulturelle Einflüsse. Dabei überführt Seidel die unterschiedlichsten Sujets in seinen generierten Stil, der vereinfacht und dekonstruiert, mit grafischen und organischen Formen spielt und dabei immer auch mit der abstrakten, fast ornamentalen Auflösung der Erzählebene kokettiert.
Robert Seidel wurde nach dem Arbeitsstipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung (2012) in den Folgejahren mit weitern Preisen wie der Katalogförderung der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen (2013) und Studienaufenthalten in Amsterdam (De Ateliers Short Track Residency (DASTR)) (2013) und Nürnberg (Marianne Defet Stipendium) (2015) ausgezeichnet.