Benjamin Appel:
Die Wand auf den Boden legen.

04. März – 15. April 2017

Eröffnung:
04. März, 6 – 9 pm

„Die Wand auf den Boden legen“

Der Titel von Benjamin Appels Ausstellung ist die Beschreibung einer Handlung, die irrational ist. Vertikal oder horizontal sind die Elemente, aus denen Gebäude konstruiert sind, erst wenn die Konstruktion versagt, fallen Wände auf Böden, um dann gleich zu etwas anderem zu werden, nämlich Schutt und Trümmer. Ausgangspunkt von Appels Objekten, Installationen, Malereien und Videoarbeiten sind der physische Raum und die Volumen, in und mit denen Menschen leben: Häuser, Gehäuse, Plätze und Möbelstücke. In der Übertragung in den künstlerischen Kontext dienen sie ihm als Werkstoff und zugleich als Hypothese über das Zustandekommen von Identität und Realität. Eine Wand auf dem Boden ändert die verlässlichen Parameter unserer umbauten Wirklichkeit. Oder sie ändert die Gültigkeit der sprachlichen Repräsentanz dieser Wirklichkeit: Das Bezeichnete und das Bezeichnende geraten in Konfusion, Kommunikation kollabiert.
Im März 2017 zeigt Benjamin Appel zeitlich parallel zwei Ausstellungen – „Die Wand auf den Boden legen“ in Leipzig und „Den Keller mit Beton füllen“ in der Städtischen Galerie Sindelfingen. Während in Sindelfingen raumfüllende, ortsspezifische Installationen sowie Malereien zu sehen sein werden, werden in der Galerie in Leipzig vorallem Objekte gezeigt. Die weißen Wände und der Betonfußboden der Galerie finden sich in diesen Objekten wieder: Möbel und Teile von Möbeln, die eigentlich die Funktion erfüllen, Gegenstände aufzubewahren, zu ordnen und zu schützen, werden von Appel mit Beton verfüllt. Ihre Volumen werden eleminiert, die Fronten bilden feinporige Betonflächen. Ähnlich wie in der Übetragung eines dreidimensionalen Motivs in die Zweidimensionalität einer Malerei ist hier Raum in Fläche überführt und generiert eine eigene Räumlichkeit. In Korrelation mit dem Ausstellungsraum stellt sich in Frage, wo wir uns eigentlich befinden: Im Raum, im Objekt, vor dem Objekt oder vor der Herausforderung, diese Unterscheidung garnicht treffen zu können.
– Arne Linde