Der Raum, den der Mensch konstruiert, ist das Rechteck, ebenso der festgehaltene Moment in der Fotografie und auch die Leinwand weist diese typisch kantige Form auf. Das Rechteck ist omnipräsent in der menschlichen Welt, und ebenso bildet es in Benjamin Appels Arbeit einen zentralen Ausgangspunkt.
Auf seinen Leinwänden stapeln sich die Rechtecke, denen in ihrer Farbigkeit keine Grenze gesetzt sind. In Appels Arbeiten gibt es nichts andeutendes, nichts darstellendes. Die blaue Fläche bleibt eine blaue Fläche und kein Abbild davon. Die Struktur ist auch wirklich das Material, welches sich in Linien, Wellen, Kanten und Flächen auf der Leinwand aufbaut, überlagert und voneinander absetzt und dabei zu einem eigenen Objekt wird. Text und Malerei bilden hierbei gleichwertige Komponenten ohne in Beziehung zueinander zu stehen oder sich gegenseitig abzubilden.
So ist die Tapete mit der Darstellung einer Strandaufnahme am Ende auch nur eine Tapete: zweidimensional und flach auf der Wand. Die Wiederholung des Motivs überführt hierbei die Illusion und signalisiert, dass es sich um eine Abbildung handelt. Appels rechteckiges Objekt hingegen empfindet die begehbare Fläche eines speziellen Raumes aus seiner Lebenswelt dar. Störelemente wie Möbel sind ausgeschnitten.
Benjamin Appel lotet aus, wie weit kann er gehen, um nichts Darstellendes abzubilden. Gleichzeitig versucht er so wenig ästhetische Entscheidungen wie möglich zu treffen. Die Tapete kommt an die Wand, da dies deren konventionelle Handhabung ist und das Objekt besteht aus Trockenbau, weil dies auch das Material des Raumes ist, in dem es steht.
Es ist eine Reduktion auf das Nötigste, bei der alle einzelnen Fragmente Teil einer umfassenden Installation werden.
[Laura Gerstmann, 2021]
Benjamin Appel, geboren 1978 in Augsburg, lebt und arbeitet in Leipzig. Von 2003 bis 2010 studierte er an der der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe bei Gerd van Dülmen, Thomas Zipp und Daniel Roth. Er erhielt u.a. 2018 das Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds, Bonn, 2012 den Förderpreis verliehen von der Forumkunst Karlsruhe, 2009 den Hector Förderpreis der Kunsthalle Mannheim und war Preisträger der Akademie Karlsruhe. Benjamin Appels Arbeiten waren in zahlreichen Einzelausstellungen zu sehen, wie etwa dem Museo de Arte Contemporaneo de Chile (2019), Guangdong Museum of Art, China (2018) und der Galerie der Stadt Sindelfingen (2017).